1936 - Der Große Olympia-Werbeabend

Von Heiko Hofmann

 

Auch das ist Teil der VfL-Geschichte: die Vereinsaktivitäten während der Zeit des Nationalsozialismus, ein Produkt der erzwungenen Gleichschaltung der Vereinswelt zu sein, und sich als Teil der NS-Propaganda vereinnahmen zu lassen.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Olympia-Werbeabend am 8. Februar 1936. Im Traube-Saal in Nagold entsteht dieses Foto: Nagolder Turnerinnen stellen auf der Saalbühne ein »Lebendiges Bild« – ganz der damaligen Ästhetik folgend. Der VfL Nagold ist bei der Großveranstaltung, die mit einem Fackellauf durch die Stadt beginnt, gleich mehrfach aktiv – mit Sketchen, Turnvorführungen und Pyramiden - und somit Teil der deutschlandweiten NS-Propaganda für die sportlichen Großereignisse im Land: die zu jenem Zeitpunkt bereits laufenden Olympischen Winterspiele in Garmisch Patenkirchen und für die bevorstehenden Olympischen Sommerspiele in Berlin. Euphorisch wird der »Große Olympia-Werbeabend« in der Presse gefeiert. Nagold sei für einige Stunden Olympiastadt geworden, heißt es da.

Streng genommen ist der VfL da noch ein junger Verein. Und er ist ein Produkt der Zeit. Zwei Jahre zuvor erst wird der VfL Nagold gegründet – im selben Saal. Am 28. April 1934 steht in der »Traube« die Gründungsversammlung des »Vereins für Leibesübungen Nagold« an. Dabei ist der VfL ein Zusammenschluss des Turnvereins Nagold und des Sportvereins Nagold (ehemals Fußballclub Nagold). Im Zuge der Machtergreifung der Nationalsozialisten und der Gleichschaltungen bleibt den sporttreibenden Vereinen letztlich keine andere Wahl als die Vereinigung.

Die Fusion wird bereits im Frühjahr 1933 in den jeweiligen Generalversammlungen der beiden Vereine vorbereitet, bei denen sich die Mitglieder für den Zusammenschluss aussprechen. Die Alternative wäre wohl die Auflösung des jeweiligen Vereins gewesen.

Ein weiterer Sportverein in Nagold, der Arbeitersportverein, im Volksmund »Rote Front« genannt, wird von den NS-Machthabern im März 1933 aufgelöst. In diesem Arbeitersportverein wird auf der Insel Fußball gespielt. Vereinslokal ist das Gasthaus »Rose«.

Und auch der Velo-Club Nagold wird 1933 aufgelöst – wahrscheinlich aus politischen Gründen. Im Zeitungsbericht über den Olympiawerbeabend wird allerdings von Solokunstfahrten, Einradfahren und Reigenfahren eines »Radfahrer-Vereins Nagold« berichtet. Offiziell belegbar aber ist der Radsport in Nagold erst wieder ab 1949.