1928 - Der Sportplatz im Kleb

Von Heiko Hofmann

 

Wie heißt es so schön: Lage ist alles. So gesehen konnte es der Turnverein Nagold kaum besser erwischen. Ab 1927 ist der Verein stolzer Besitzer einer eigenen Sportstätte: Und die liegt mitten im heutigen Stadtpark Kleb.

Sumpfwiese wird trockengelegt

Die entsprechenden Wiesen im Kleb erwirbt der Verein im Jahr 1926. Doch bevor das Gelände für die sportlichen Aktivitäten genutzt werden kann, stehen zunächst noch einige Arbeiten an. Der Grund: Die Nahe am Nagoldufer liegenden Wiesen sind sumpfig. Und so legen die Mitglieder des Turnvereins selbst Hand an, bauen in Eigenleistung eine Drainage ein, und legen somit die Sumpfwiese trocken.

Es sind eh rege Zeiten. Die Stadt Nagold investiert in jener Zeit auch in ein erstes Freibad, in direkter Nachbarschaft, geschwommen wird im Nagold-Wasser. Zudem gründet sich im Turnverein eine neue Abteilung, die Handballer. Dem voraus gehen mehrere Werbeaktionen. Und so ist es ein Handballspiel, das den vereinseigenen Platz zumindest inoffiziell eröffnet: Es spielt allerdings nicht Nagold, das Team befindet sich ja noch im Aufbau. Stattdessen treten am Pfingstsonntag nachmittags die Mannschaften aus Stuttgart-Prag und aus Schramberg zu einem Werbespiel gegeneinander an. Rund 700 Zuschauer verfolgen den sportlichen Vergleich. Und im Zeitungsbericht über das Spiel schwingt schon Stolz mit, als vom »idealen Sportplatz am Kleb« die Rede ist.

Bewährungsprobe bestanden! Noch im selben Jahr folgen vom 6. bis 8. August weitere Veranstaltungen auf dem Vereinsplatz: das Gauturnfest und ein Teil der Festlichkeiten zum Vereinsjubiläum (80 Jahre TV Nagold!). Nagolds Turner (und die Gäste) präsentieren sich dabei als echte Frühaufsteher: Die Turnwettkämpfe auf dem neuen Platz beginnen an dem Sonntag bereits um 5.40 Uhr in der Früh. Und das Open Air. Und das nach einem großen Festbankett am Vorabend im Traube-Saal! Man hat eben noch viel vor an dem Tag. Schließlich ist am Nachmittag ein Festzug angesagt – mit Abordnungen von 30 beteiligten Vereinen.

Offiziell eingeweiht ist der erste vereinseigene Sportplatz des TV Nagold damit allerdings noch immer nicht. Das geschieht ein Jahr später, die städtische Großbaustelle der Nagold- und Waldach-Korrektion ist nun auch abgeschlossen. Und so steht am 2. September 1928 endlich auch der offizielle Festakt an. Wieder gibt es das volle Programm: Festumzug, diverse Ansprachen, Turnwettkämpfe. Gefeiert wird mit befreundeten Vereinen aus der Nachbarschaft: Wildberg, Rohrdorf und Ebhausen sind mit von der Partie. Und auch ein Freundschaftsspiel der Handballer gegen Wildberg steht an. Zum Abschluss geht es noch in den Löwensaal zum Familienabend, wo man »vergnügliche Stunden« miteinander verbringt.

Oberhalb des Turnplatzes erstellt der TV auch auf privatem Gelände eine Gerätehütte. Das kleine Bauwerk muss 1933 nochmals auf ein anderes Grundstück versetzt werden - diesmal ein Gelände der Stadt. Ohne Zwischenfall wurde »die ganze Hütte, nachdem sie ineinandergeklammert war, (…) auf zwei Pritschenwagen geschoben und mit diesen auf den neuen Platz gerückt«.

Lange währt der neue Vereins-Besitz übrigens nicht. Mit dem von den Nationalsozialisten erzwungenen Zusammenschluss der Nagolder Sportvereine zum VfL Nagold im Jahr 1934 ging der Besitz an die Stadt über, und das Sportgelände im Kleb wird zum »Hindenburgplatz«.

 

Quelle: Sport- und Stadtgeschichte Nagold / Archiv VfL Nagold